Doktorandennetzwerk Indonesien  
 
  Geschichte 28.03.2024 21:00 (UTC)
   
 

  Die Gründungsgeschichte des Doktoranden -     Netzwerks zu Indonesien   von Genia Findeisen (2005) 

„Wer schreibt eine Dissertation über Indonesien und gibt es schon jemanden, der an meinem Thema arbeitet?“ Diese Fragen beschäftigten Genia Findeisen im Jahr 2002 zu Beginn meiner Arbeit. Wie ich feststellen musste, gab es keine „zentrale Erfassungsstelle“ für Promotionsvorhaben und auch keine speziellen hochschulübergreifenden Foren für Politikwissenschaftler oder Indonesienspezialisten, die promovieren. Ein Austausch zwischen Doktoranden zu einem Forschungsgebiet ist vorteilhaft – sowohl hinsichtlich der inhaltlichen als auch bezüglich einer „handwerklichen“ Unterstützung bei der Bewältigung der zahlreichen Hürden, die es im Laufe einer Promotionsphase zu überwinden gilt. So entwickelte ich die Idee, ein Netzwerk von Promovierenden zu initiieren und es stellte sich heraus, dass es in der Tat großen Bedarf am Austausch und großes Interesse an einer Vernetzung gab. In den vergangenen vier Jahren entstand ein Netz von mittlerweile ca. 50 Forschern und Wissenschaftlern, die zu Indonesien arbeiten. Die Teilnehmer/Innen befinden sich in unterschiedlichen Stadien: Einige von uns haben ihre Dissertation mittlerweile abgeschlossen, andere befinden sich in der Endphase des Studiums und überlegen, weiter zu studieren und zu promovieren. Auch hier bietet es sich an, bereits Kontakt zum Netzwerk aufzunehmen und an den regelmäßigen Tagungen teilzunehmen, um beispielsweise das Themengebiet einzugrenzen. Die meisten von uns stecken allerdings mitten drin –
und somit in einer Situation, in der sich jeder über den Kontakt mit dem Doktorvater oder Doktormutter hinaus nach qualifiziertem Gedankenaustausch sehnt. Das Netzwerk lebt von der Eigeninitiative seiner Mitglieder und ist für die weitere Existenz sowie die Weiterentwicklung auf die aktive Beteiligung aller Mitglieder angewiesen.
Wichtig erschien mir nach der Gründung, dass wir nicht ausschließlich über das Internet kommunizieren sondern uns auf regelmäßigen Seminaren persönlich kennen lernen und über unsere Arbeiten diskutieren können. Große Unterstützung fand dieser Gedanke bei Patrick Ziegenhain, der in den ersten Jahren maßgeblich zur Organisation und erfolgreichen Durchführung regelmäßiger Tagungen beigetragen hat.
In erster Linie wurden unsere Seminare bislang von Präsentationen laufender Doktorarbeiten geprägt, über die wir im Anschluss sowohl methodisch als auch inhaltlich diskutierten. Wir verzichteten bewusst auf die Anwesenheit von Professoren während des Seminars, da es bereits genügend andere Foren gibt, in denen Arbeiten durch Hochschullehrer beurteilt werden. Von den Teilnehmern unserer
Workshops wurde gerade die Diskussion unter Doktoranden/ -innen immer sehr geschätzt. Auf diese Weise konnte ein offener und intimerer Austausch über die unterschiedlich auftretenden Probleme der Themeneingrenzung, der methodischen Vorgehensweise, praktischen Fragen nach Forschungsvisa sowie über die Höhen oder Tiefen beim Verfassen der Arbeit an sich stattfinden. Die Tagungsteilnehmer äußerten sich regelmäßig begeistert über die zahlreichen Anregungen für die
eigene Arbeit und gingen in der Regel nach Abschluss der Tagung motivierter an die Fortsetzung ihrer Arbeiten.
In Zusammenarbeit mit dem Asienhaus konnte in Essen noch im Gründungsjahr 2002 das erste Seminar zum Thema „Demokratisierung in Indonesien. Bilanz und Perspektiven“ stattfinden. Ende Oktober trafen sich 25 Personen für den ersten Austausch. Mirko Herberg referierte in einem ersten Forum über die Verfassungsänderungen und die damit verbundenen Perspektiven zur Stabilisierung
der Demokratie. Patrick Ziegenhain analysierte in seinem Vortrag die Machtbalance zwischen Präsident und Parlament. In dem zweiten Forum zu ethnischen Konflikten stellten Christine Winkelmann und Christian Chua ihre Arbeiten zur Rolle der chinesischen Minderheit in Indonesien vor, Manuel Schmitz erläuterte die religiösen Dimensionen ethnischer Konflikte. Der zweite
Tagungstag begann mit einem Vortrag von Ingo Wandelt über die zukünftige Rolle des indonesischen
Militärs und wurde von Claudia Kuhn mit ihrem Vortrag über Islam und Demokratisierung fortgesetzt.
In zwei parallel stattfindenden Workshops diskutierten einerseits Vertreter von
Nichtregierungsorganisationen über den erweiterten Handlungsspielraum von NGO´s in Indonesien und andererseits das Doktoranden-Netzwerk über seine zukünftige Zusammenarbeit. Dabei verabredeten wir für die Zukunft jährliche Netzwerktreffen. Eine gemeinsame Diskussion über die Errungenschaften des Demokratisierungsprozesses für die Bevölkerung rundete die erste Tagung ab.
Die in Essen gehaltenen Vorträge können in „Focus Asien – Schriftenreihe des Asienhauses“ Nr.13 nachgelesen werden.
Das Resümee der ersten Tagung ergab, dass man sich bei künftigen Tagungen stärker auf die methodische Vorgehensweise und die Beantwortung von Forschungsfragen konzentrieren wollte. Im
Juli 2003 trafen sich daher ca. 15 Personen im orientalischen Seminar der Universität Köln. Karin Astrid Siegmann präsentierte ihre Arbeit über geschlechtsspezifische Auswirkungen ausländischer Direktinvestitionen und berichtete ausführlich über ihre Erfahrungen während ihrer Feldforschung. Genia Findeisen stellte die Gliederung zu ihrem geplanten Thema Geschlechtergerechtigkeit durch Demokratisierung vor, Esther Heidbüchel die Gliederung ihrer Arbeit zur Außenpolitik Indonesiens
unter Berücksichtigung der Rolle der Vereinten Nationen. In einem gesonderten Panel zu praktischen Forschungsfragen erläuterte Patrick Ziegenhain wichtige Details politikwissenschaftlicher Arbeiten hinsichtlich Methodik und Theorierahmen, welche anhand der vorgestellten Arbeiten vertieft wurden. Genia Findeisen gab im Anschluss einen Überblick über die Möglichkeiten zum Erhalt eines Stipendiums.
Ein anschließendes Diskussionsforum zur aktuellen Entwicklung in Aceh wurde von Ingo Wandelt eingeleitet, in ein weiteres Forum zur Demokratisierung wurde von Patrick Ziegenhain eingeführt, der es auch moderierte. Der zweite Seminartag begann mit der Vorstellung der Dissertation von Christine Winkelmann zur kulturellen Identität chinesischstämmiger Indonesier. Manuel Schmitz führte in das
anschließende Diskussionsforum ethnische Konflikte ein.
Unsere dritte Tagung konnten wir aufgrund großzügiger Spenden von wissenschaftlichen Institutionen im Studienhaus Wiesneck bei Freiburg abhalten. Unter dem Titel: „Indonesien nach den Parlamentswahlen – Perspektiven für die junge Demokratie“ diskutierten ca. 40 Teilnehmer über die Entwicklung des Transitionsprozesses. Matthias Diederich leitete die Konferenz Freitagabend mit
einer Berichterstattung über die dreiwöchige Wahlkampfkampagne ein. Aurel Croissant formulierte einige Thesen über den Entwicklungsstand der Demokratie und moderierte die nachfolgende Diskussion. Am zweiten Seminartag präsentierte Johannes Herrmann seine Dissertation zur Entwicklung eines Modells für die Messbarkeit von nationaler Integration. Die Rolle des Parlaments während des Transitionsprozesses erläuterte Patrick Ziegenhain in seinem Referat. Ingo Wandelt gab eine Einschätzung über die Interessenvertretung des Militärs bei den Wahlen und die Transformation des Sicherheitsapparates, und Monika Arnez stellte das neue Organ des DPD als Vertretung der Regionen vor. Nachmittags wurden in einer weiteren Diskussionsrunde die Wahlergebnisse analysiert und die Perspektiven für die Präsidentenwahlen erörtert. Abschließend stellte Christoph Schuck seine
Dissertation vor, in der er sich mit den erforderlichen Kriterien zur Konsolidierung einer Demokratie auseinandersetzte. Der Vortrag von Genia Findeisen am Sonntagmorgen beschäftigte sich mit der Analyse der Wahlen unter Gender-Gesichtspunkten. Das abschließende Doktorandenforum bot allen
Anwesenden wieder die Möglichkeit, methodische und inhaltliche Forschungsfragen der eigenen Arbeit im Kollegenkreis zu besprechen und die Organisatoren für die kommende Tagung auszuwählen.
Im Jahr 2005 bereiteten Eva Streifeneder und Ragnar Willer unsere zweitägige Tagung in den Räumen des Seminars für Südostasienwissenschaften der Humboldt-Universität in Berlin vor. Das diesjährige Seminar zeichnete sich besonders dadurch aus, dass neben politikwissenschaftlichen Dissertationen auch Arbeiten aus den Bereichen Geschichte, Marketing und Wirtschaftswissenschaften vorgestellt und diskutiert wurden. Dies spiegelt auch die Vielfalt der Fachbereiche wieder, die mittlerweile in dem Doktoranden-Netzwerk vertreten sind. Die ursprüngliche, stark politikwissenschaftliche Ausrichtung trat stärker in den Hintergrund. In dem vergangenen Jahr neu hinzugekommene Doktoranden-Netzwerker stammten vielfach aus den Regionalwissenschaften, der Ethnologie oder der
Betriebswirtschaft. Nach zwei erfolgreich abgehaltenen freien Wahlen und einer langsam fortschreitenden Demokratisierung des Landes scheinen sich Politikwissenschaftler wieder anderen Schwerpunktländern zuzuwenden.

 
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  Aktuelles!!!
Tagung 2010 findet im Herbst in Berlin statt.

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